Aachener Friedenspreis am 1.September für kolumbianische Friedensgemeinde in San José
30. Aug 2007
Ich habe die Würde und Entschlossenheit gespürt, in der Kraft der Gewaltfreiheit und einer verbindlichen Lebens-Gemeinschaft den Frieden zu leben und ihm auch politisch näher zu kommen. Und ich denke gerne daran zurück, dass die ersten Impulse auch von Pax Christi International kamen, um diese Idee einer Widerstandspraxis ohne Gewalt zu verwirklichen.In den Vatican-News vom 26.7.2007 werden die Hintergründe genannt:
Friedenspreis für Friedensdorf
Kolumbien betreibt eine Politik der verbrannten Erde. Die seit 40 Jahren von Regierung und Guerillas umkämpften Gebiete sollten unbewohnbar gemacht werden. Diese Kritik kommt von der Initiative Aachener Friedenspreis. Diese hat jetzt die so genannten Friedensdörfer Kolumbiens in die Öffentlichkeit gerückt. Sie pochen auf ihre Neutralität und wehren sich gegen die anhaltenden Guerillakämpfe. Sie halten strikte Neutralität, ihre Prinzipien sind außerdem ein Alkoholverbot auf dem Gelände, nachhaltiges Wirtschaften und der Einsatz von regenerativen Energien. Fünfzig Gemeinden haben sich in den letzten zehn Jahren zu Friedensdörfern erklärt. San José de Apartadó war die erste und wurde1997 von 1350 Menschen gegründet. Stellvertretend für die anderen Gemeinden soll sie den Aachener Friedenspreis erhalten.
Der Vorsitzende der Initiative Aachener Friedenspreis, Otmar Steinbicker:
Die kolumbianische Regierung erklärt nach außen, dieses Dorf wäre völlig okay und es gebe keine Probleme; dann wieder wird behauptet, das Dorf stehe auf Seiten der Guerilla, wobei sich das Dorf ja von der Regierung, sowie der Guerillas und den Paramilitärs losgesagt haben, und auch keinerlei Waffen oder dergleichen im Dorf dulden. Nach außen, gegenüber der Weltöffentlichkeit, versucht die Regierung, sich als neutral darzustellen. Aber indirekt gibt es doch große Vorbehalte beziehungsweise auch den Verdacht, dass die Regierung Aktionen gegen dieses Dorf unterstützt.
Die strikte Neutralität, die sich die Gemeinde verordnet hat, wird von den Bewaffneten nicht akzeptiert.164 Mitglieder wurden in San José seit der Gründung vor zehn Jahren getötet. Ermordet von Paramilitärs, Militärs, Polizei und Guerilla, die um die strategisch wichtige und an Ressourcen reiche Region kämpfen. Seit der Bekanntgabe der Preisverleihung Anfang Mai starben zwei Menschen.
Steinbicker: Das ist schon etwas, was uns sehr zu Herzen geht, aber wir haben einen Brief von der Gemeinde erhalten, dass sie gerade unsere Preisverleihung als große Unterstützung ansieht, gerade gegen diese Gewaltaktionen."
Das Grußwort von Dr. Reinhard J. Voß zur Verleihung des Aachener Friedenspreises 2007 hat folgenden Wortlaut:
Lieber Otmar Steinbicker,
ich habe mich persönlich und als Generalsekretär von pax christi Deutschland darüber gefreut, dass neben Josef Steinbach die kolumbianische Friedensgemeinde San José de Apartadó geehrt wird für ihr erstes Jahrzehnt ihres Widerstandes gegen die Bürgerkriegsgewalt von allen Seiten. Sie hat einen hohen Preis bezahlt. Ich habe zusammen mit meiner Frau und einer Freundin der Peace Brigades International im Herbst 2005 vor den liebevoll bemalten Steinen gestanden, die für jeden und jede Ermordete in die Mitte der Gemeinde gelegt werden. Ich habe die Würde und Entschlossenheit gespürt, in der Kraft der Gewaltfreiheit und einer verbindlichen Lebens-Gemeinschaft den Frieden zu leben und ihm auch politisch näher zu kommen. Und ich denke gerne daran zurück, dass die ersten Impulse auch von Pax Christi International kamen, um diese Idee einer Widerstandspraxis ohne Gewalt zu verwirklichen.
Den Mitgliedern dieser Gemeinde gebührt stellvertretend für alle dort entstandenen Friedensgemeinden unsere praktische und mentale Solidarität. Ich bedaure, aus Termingründen nicht kommen zu können und bitte, allen Preisträgern meine Grüße und Wünsche auszurichten.
Bad Vilbel, im August 2007
Dr. Reinhard J. Voß, Generalsekretär
Lesen Sie auch das Interview mit Margaret Buslay, pax christi-Mitglied, die mehrere Jahre als Mitglied der Peace Brigades International in Kolumbien arbeitete, auch in der Friedensgemeinde von San José.